In der Welt der Bewegung und Rhythmik stößt man auf eine Vielzahl faszinierender Tanzstile. Von den feurigen Schritten des Flamencos bis hin zum hypnotischen Wirbel des Sufi-Drehtanzes – die Tanzkultur ist so vielfältig und einzigartig wie die Völker dieser Welt. Heute wenden wir unseren Blick auf eine besondere Art des Ausdrucks und des Tanzes – der Capoeira. Was ist eigentlich Capoeira? Woher kommt dieser Tanzstil und wie ist er entstanden? Wie hat sich Capoeira über die Jahre gewandelt und wie wurde sie in der Welt verbreitet? Wie wird Capoeira ausgeführt? Tauchen wir gemeinsam in die Welt dieser faszinierenden Mischung aus Tanz, Kampf und Spiel ein.
Herkunft und Entstehung
Capoeira ist eine faszinierende Kunstform, die sich in Brasilien während der Kolonialzeit entwickelte. Ursprünglich entstand sie als eine Art von Selbstverteidigung, die von afrikanischen Sklaven praktiziert wurde, die aus Westafrika nach Brasilien verschleppt wurden. Die genauen Ursprünge von Capoeira sind umstritten, da viele historische Dokumente und Berichte entweder vernichtet oder nie aufgezeichnet wurden. Es wird jedoch allgemein angenommen, dass sie sich aus afrikanischen Ritualen und Zeremonien entwickelte, die von den Sklaven mitgebracht wurden.
In der rauen Realität der Sklaverei diente Capoeira nicht nur als Mittel zur Selbstverteidigung, sondern auch als Werkzeug des Widerstands. Sie wurde oft getarnt als Tanz, um sie vor den Augen der Sklavenhalter zu verbergen. Dieser Aspekt der Tarnung und des Widerstands ist bis heute ein zentrales Element der Capoeira.
Entwicklung und Wandel
Capoeira hat im Laufe der Jahrhunderte eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Nach der Abschaffung der Sklaverei in Brasilien im Jahr 1888 blieb Capoeira eine marginalisierte Kunstform, die oft mit Kriminalität und der Unterschicht in Verbindung gebracht wurde. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde sie sogar von der brasilianischen Regierung verboten.
Erst in den 1930er Jahren wurde Capoeira von dem brasilianischen Capoeira-Meister Mestre Bimba reformiert und zur „Capoeira Regional“ weiterentwickelt. Bimba standardisierte viele der Bewegungen und fügte Elemente aus anderen Kampfsportarten hinzu. Zudem betonte er die kulturelle und pädagogische Bedeutung der Capoeira und trug so zu ihrer Akzeptanz und Popularität bei.
Die Capoeira Angola, die traditionellere Form, wurde in den 1940er Jahren von Mestre Pastinha wiederbelebt. Sie zeichnet sich durch langsamere Bewegungen und eine stärkere Betonung der Tradition und Geschichte der Capoeira aus. Beide Stile, Capoeira Angola und Capoeira Regional, sind heute in Brasilien und auf der ganzen Welt verbreitet.
Verbreitung in der Welt
Mit der Zeit begann die Capoeira über die Grenzen Brasiliens hinaus zu reisen. Brasilianische Migranten und Reisende brachten die Kunstform in die USA, nach Europa und in andere Teile der Welt. Heute gibt es in vielen Ländern Capoeira-Schulen und Capoeira ist ein fester Bestandteil von Festivals und Kulturveranstaltungen.
Die Popularität der Capoeira ist auch auf ihre Einzigartigkeit und ihren umfassenden Charakter zurückzuführen. Sie vereint Elemente aus Musik, Tanz, Akrobatik, Kampfsport und Philosophie. Diese Mischung zieht Menschen jeden Alters und jeder Herkunft an, die in der Capoeira eine Form der körperlichen Betätigung, des künstlerischen Ausdrucks oder des persönlichen Wachstums suchen.
Wie wird Capoeira ausgeführt?
Eine Capoeira-Session, auch „Roda“ genannt, ist ein beeindruckendes Schauspiel. Sie wird in einem Kreis von Teilnehmern ausgeführt, wobei zwei Capoeiristas in der Mitte des Kreises spielen und die restlichen Teilnehmer singen, klatschen und Instrumente spielen.
Capoeira besteht aus einer Reihe von schnellen, fließenden und oft akrobatischen Bewegungen. Dazu gehören Tritte, Schläge, Kopfstöße, Kniehebel, Ausweichbewegungen und Bewegungen am Boden. Capoeira zeichnet sich jedoch nicht durch direkte Konfrontation aus. Stattdessen ist das Ziel, Harmonie und Fluss in der Bewegung zu erzeugen und den „Gegner“ durch überlegene Strategie und Beweglichkeit zu überwinden.
Musik ist ein wesentlicher Bestandteil von Capoeira. Sie bestimmt Tempo und Intensität des Spiels und dient der Motivation und Inspiration der Teilnehmer. Die Musik wird oft auf traditionellen Instrumenten gespielt, darunter der Berimbau, eine Art einsaitiger Klangbogen, und die Atabaque, eine afro-brasilianische Trommel.
Fazit
Capoeira ist eine beeindruckende und vielseitige Kunstform, die Musik, Tanz, Akrobatik und Philosophie verbindet. Von ihren bescheidenen Anfängen als Methode der Selbstverteidigung und des Widerstands der afrikanischen Sklaven in Brasilien hat sie sich zu einer weltweit anerkannten und geachteten Disziplin entwickelt.
Obwohl sie in der Vergangenheit mit Vorurteilen und Diskriminierung zu kämpfen hatte, hat Capoeira ihre Wurzeln nie vergessen. Sie trägt die Geschichte und den Geist des Widerstands in sich und ist gleichzeitig ein Symbol für die Stärke, Kreativität und Widerstandsfähigkeit der Menschen, die sie geformt haben.
Capoeira ist mehr als nur ein Tanz oder eine Sportart – es ist eine Lebensphilosophie, die darauf abzielt, den Körper zu stärken, den Geist zu schärfen und das Herz zu öffnen. Es ist ein Spiel, ein Tanz, eine Konversation – und vor allem eine Feier des Lebens in all seiner Vielfalt und Schönheit.